Tja, womit soll ich hier beginnen...? Placebo, deren markanteste Eigenschaft wohl die einmalige Stimme Brian Molko's ist, präsentieren mit ihrem vierten Studioalbum Musik der obersten Spitzenklasse.
12 Tracks, deren präzise und kraftvollen Klangspiele "wie geschmiert" aus den Boxen strömen, ziehen den geneigten Hörer in einen schwer zu beschreibenden Bann.
Tracklist: 01 - Bulletproof Cupid (instrumental) 02 - English Summer Rain 03 - This Picture 04 - Sleeping With Ghosts 05 - The Bitter End 06 - Something Rotten 07 - Plasticine 08 - Special Needs 09 - I'll Be Yours 10 - Second Sight 11 - Protect Me From What I Want 12 - Centrefolds
ZitatIntim klingen die Stücke, sie gehen nahe. Vor allem die langsamen Tracks lassen keine Distanz zwischen dem Hörer und der Musik zu. Man wird aufgesogen von der Stimmung der Songs eines Mannes (Brian Molko, Anm.), der sich selbst als 'nachdenklicher, latent schwermütiger Mensch' bezeichnet.
Dieses Statement trifft die ausgelösten Gefühle beim Hören dieser Platte voll und ganz. Der kraftvolle, schnelle Instrumental-Opener "Bulletproof Cupid" klingt anfangs zwar gar nicht Placebo-typisch, aber bereits nach einigen Akkorden gefällt das Stück.
"English Summer Rain" (mein Favorit auf dieser Platte) vermittelt mit der immer wieder wiederholten Textzeile "always stays the same, nothing ever changes" den Gedanken Placebo's, ihre - extrem gute - Musik nicht im Geringsten zu verändern. Der Erfolg gibt ihnen damit wohl recht...
Das beklemmende, meiner Meinung nach kranke "Something Rotten" eröffnet mit einem beinahe erdrückend langsamen Eingangspart, in dem jeder Ton sich wie Kaugummi zu ziehen scheint, um später in einen wütenden Ausbruch überzugehen. Wenn die Band dazu erklärt, es gehe in dem Song um den Missbrauch von Minderjährigen eine wohl mehr als getroffene Umsetzung dieses Themas. Trotzdem der für mich schlechteste Track auf dem Album...
Wie auf früheren Alben schaffen es alle restlichen Tracks, direkt in die Gefühlswelt des Hörers einzuschlagen, und doch stechen einige besonders hervor. Mit "This Picture" ist der Band eine geniale Untermischung elektronischer Elemente in einen Gitarrenrock/Pop-Song gelungen.
Die bekannte Vorab-Single "The Bitter End" rockt auch gewaltig nach vorne, und lässt alles andere als ein Ende von Placebo erwarten (und erhoffen!!!). Trotzdem kann es anderen Stücken auf "Sleeping With Ghosts" nicht das Wasser reichen.
Die zerbrechliche Ballade "Centrefolds" ist ein gelungener Abschluss dieses - ja, in meinen Augen - "Meisterwerks", sie hinterlässt den Hörer in einem Schwebezustand zwischen Beklemmung und unendlich ruhiger Leichtigkeit.
Es bleibt mir gar keine andere Wahl, als dieses Album mit "großartig", "grandios" oder "brilliant" zu betiteln, weshalb ich auch ohne zu zögern eine glatte 7 auf der MBS vergebe.